Die CleaRNetworking-Weiterbildung wird jährlich angeboten und besteht aus acht Modulen. Im Rahmen dieser Weiterbildung erlernen die Teilnehmenden ein siebenstufiges Clearingverfahren im Umgang mit sich radikalisierenden Schüler:innen. Gemeinsam mit hochkarätigen Referent:innen und Coaches durchdenken die Teilnehmenden die Konzepte der Radikalisierung, der Prävention sowie die Grenzen der Anerkennung von Meinungsvielfalt. Anhand praxisnaher Fallbeispiele erlernen sie einen professionellen Umgang mit sich anbahnender oder bereits vollziehender Radikalisierung. Ferner werden sie befähigt, das Clearing-Verfahren praktisch an der eigenen Schule zu implementieren. Die Teilnehmenden werden mit Blick auf pädagogische Interventionsinstrumente, Methoden der politischen Bildung, der systemischen Beratung und deren praktischer Anwendung geschult. Außerdem diskutieren sie die unterschiedlichen Phänomene der Radikalisierung (etwa nationalistisch, ideologisch, politisch, religiös begründet), deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede sowie möglichen pädagogischen Umgang. Dabei werden immer wieder aktuelle Fälle an den jeweiligen Schulen aufgegriffen und gemeinsam durchdacht und die eigenen Möglichkeiten und Grenzen sowie die eigene Positionierung als schulische:r Akteur:in reflektiert. Auch die wesentlichen gesetzlichen Bestimmungen als Leitplanken des präventiven Handelns in der schulischen Praxis werden behandelt.
Der zweite Baustein des Projekts liegt im Aufbau eines Netzwerkes des schulischen Personals, das die Weiterbildung in den vergangenen Jahren bereits durchlaufen hat. Im Rahmen von regelmäßigen digitalen Netzwerktreffen tauschen sich die Zertifizierten aus und werden über aktuelle Entwicklungen aus der schulischen Radikalisierungsprävention auf dem Laufenden gehalten. Diese Treffen werden von Referent:innen und Coaches begleitet. Jährlich findet darüber hinaus analog ein großes Netzwerktreffen statt.
Das Projekt CleaRNetworking wird fortwährend evaluiert und optimiert.
Fragen und Antworten zu CleaRNetworking
- Schulisches Personal im Umgang mit drohender oder fortschreitender Radikalisierung von Schüler:innen schulen
- Das Clearing-Verfahren an Schulen implementieren
- Geschultes schulisches Personal langfristig miteinander vernetzen
Das Clearing-Verfahren ist ein siebenstufiges, strukturiertes Verfahren, in dem Schulleitung, Klassenleitung, Clearingbeauftragte und Schulsozialarbeit fallbezogen zusammenarbeiten. Auf die Vorrecherche (1) folgt ein erstes Zusammenkommen des Clearing-Teams (2). Daran schließt eine vertiefte Recherche an, die etwa Gespräche mit Eltern, Lehrkräften und Mitschüler:innen umfassen kann (3). Daraufhin beschließt das Clearingteam mögliche pädagogische Maßnahmen (4), führt sie durch (5), evaluiert sie (6) und führt sie weiter (7).
Teilnehmen können Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter:innen oder schulisches Personal in einer ähnlichen Funktion. Eine Schule entsendet jeweils zwei Personen zur Teilnahme.
Nein, Sie müssen über keinerlei Erfahrung in der Präventionsarbeit verfügen. Wichtig ist uns, dass Ihre Schulleitung Ihre Bemühungen zur Umsetzung des Clearingverfahren an Ihrer Schule unterstützt, uns das in einer kurzen formlosen E-Mail bestätigt. Wünschenswert ist, dass Ihre Schulleitung oder erweiterte Schulleitung an Modul I (27.04.23-28.04.23) in Hannover teilnimmt.
Das Projekt wird gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung.
Träger des Projektes ist der seit vielen Jahren etablierte Jugendhilfeträger Aktion Gemeinwesen und Beratung e.V. in Düsseldorf, der über profunde und mehrjährige Vorerfahrung im Bereich der Radikalisierungsprävention verfügt.
Junus el-Naggar
Aktion Gemeinwesen und Beratung e.V. (AGB)
Raum 111b
Himmelgeister Str. 107
40225 Düsseldorf
Tel: +49 152 0176 222 9
E-Mail: junus.el-naggar@die-agb.de
Wir wollen „im Blick behalten, dass Radikalität an sich kein politisches Übel ist und Radikalisierung nicht zwangsläufig zu politischer Gewalt führt. Demokratische Gesellschaften müssen Radikalität aushalten, wenn nicht sogar fördern, um ihre Innovationsfähigkeit zu erhalten. Sie müssen aber dort präventiv ansetzen, wo Radikalisierung auf Kosten der Pluralität, Demokratie und Menschenwürde geht.“ Vgl. Hande Abay Gaspar/Christopher Daase/Nicole Deitelhoff/Julian Junk/Manjana Sold, Was ist Radikalisierung? Präzisierungen eines umstrittenen Begriffs, PRIF Report 5 (2018), Frankfurt a. M. 2018, S. 1.
Wir verstehen unter Prävention die Aufgabe, mögliche Problemlagen frühzeitig zu identifizieren, bestehende und mögliche Risiken kritisch einzuschätzen und auf der Grundlage dieser Einschätzungen gegebenenfalls spezifische Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen, um unerwünschte Verhaltensweisen zu verhindern. Das Projekt zielt durch Prävention auf die Unterbrechung von Radikalisierung und will die Ressourcen von Schüler:innen fördern. Prävention richtet sich gegen gewaltorientierte, menschenfeindliche und demokratiefeindliche Äußerungen, Einstellungen und Handlungen.
Zwischen 2020 und 2022 haben wir bereits 55 Personen von 26 verschiedenen Schulen bundesweit zu Clearingbeauftragten ausgebildet. Mit Hilfe einer externen Evaluation wurde und wird die Weiterbildung stetig weiter verbessert. Wir legen großen Wert auf Praxisnähe, Reflexion, Diskussion, Austausch, Anwendung, Erprobung, Fallbeispiele und Handlungswissen.
Die Weiterbildung besteht aus acht Modulen.
- Modul 1: Das Clearing-Verfahren, Erfahrungen aus dem Modellprojekt, Prävention, psychologische Erklärungsversuche von Radikalisierung
- Modul 2: Zusammenleben Made in Germany, Privilegien, Grenzen von Andersartigkeit, Normalität, Radikalität, Machtstrukturen im Kosmos Schule“
- Modul 3: Rechtlicher Rahmen der Radikalisierungsprävention im schulischen Kontext, Straftatbestände, Datenschutz, Recht in der Schulpraxis, Strafgesetzbuch, Sozialgesetzbuch
- Modul 4: Islamismus, Religionssensibilität im beruflichen Alltag, Verschwörungstheorien, Rechtsextremismus, Antisemitismus
- Modul 5: Methoden der Beratungsarbeit, Techniken der systemischen Beratung, Biographiearbeit, Gesprächsführung, Fragetechniken
- Modul 6: Phönomenübergreifende Radikalisierungsprävention, außerschulische Präventionsakteur:innen, die Demokratiestunde, multiprofessionelle Beziehungsarbeit, diskriminierungssensible Schulentwicklung, Demokratieentwicklung in der Schule
- Modul 7: Methoden der politischen Bildung, Demokratie, Chancengleichheit, Konfliktbearbeitung
- Modul 8. Nachhaltige Implementierung des Verfahrens, Präsentationen der Teilnehmenden, Feedback, Einführung in die zukünftige Netzwerkarbeit, Zertifizierung
Modul 1: Donnerstag, 27.04.2023 – Freitag, 28.04.2023
Modul 2: Mittwoch, 10.05.2023 – Donnerstag, 11.05.2023
Modul 3: Dienstag, 13.06.2023 – Mittwoch, 14.06.2023
Modul 4: Mittwoch, 13.09.2023 – Donnerstag, 14.09.2023
Modul 5: Mittwoch, 27.09.2023 – Donnerstag, 28.09.2023
Modul 6: Donnerstag, 23.11.2023 – Freitag, 24.11.2023
Modul 7: Montag, 18.12.2023 – Dienstag, 19.12.2023
Modul 8: Mittwoch, 24.01.2024 – Donnerstag, 25.01.2024
- Acht jeweils zweitägige Module von ca. 12:00 Uhr bis ca. 16:00 Uhr des Folgetages
- Ausschließlich in der Schulzeit. Keine Module in den Ferien.
- Sie haben am Morgen des ersten Modultages Zeit für Ihre An- und am Nachmittag des Folgetages für Ihre Abreise
- Modul 1 findet in Hannover statt, Modul 2 in Essen, Modul 3 in Nürnberg
- Wir wählen hochwertige Tagungshäuser mit schneller und unkomplizierter Anbindung an einen Hauptbahnhof mit Fernverkehrsanbindung
- Wir führen die Weiterbildungsmodule in Nord-, Ost-, Süd- und Westdeutschland durch, um den Teilnehmenden aus dem gesamten Bundesgebiet die Anreise möglichst gleichmäßig zu erleichtern
- Für die Weiterbildungsorte der Module 4-8 richten wir uns gerne nach den Wünschen der Teilnehmenden
- Sie übernachten in Einzelzimmern
- Die Tagungshäuser bieten Ihnen Mahlzeiten sowie kalte Getränke und Kaffee
Die Kosten für die Weiterbildung (Personal, Honorare, Hotels, etc.) liegen im fünfstelligen Bereich. Um nur einen kleinen Teil davon zu decken, beteiligt sich jede teilnehmende Person mit einmalig 450€ an den Weiterbildungskosten. Darin enthalten sind Übernachtungen, Vollverpflegung, Seminarunterlagen, Fotodokumentation und Zertifizierung. Die An- und Abreise wird individuell finanziert.
Alle interessierten Schulen, die eine Sekundarstufe II umfassen (Oberstufe, berufsbildende Schulen, Erwachsenenbildung, etc.), können sich für die Teilnahme am Projekt schnell und unkompliziert bis Freitag, 31.03.2023 bewerben.
Sie können sich entweder formlos per E-Mail an junus.el-naggar@die-agb.de bewerben oder per Post an:
Aktion Gemeinwesen und Beratung e.V.
z.Hd. Junus el-Naggar
Himmelgeister Str. 107
40225 Düsseldorf
Für die Bewerbung notwendige Angaben finden Sie in der Broschüre aufgelistet.